Falls Euer Flur der Eingangshalle des Buckingham Palace Konkurrenz macht, dann könnt Ihr Euch glücklich schätzen. Eure Schuhe, Jacken, Taschen, you-name-it haben dort so viel Platz, dass Ihr sie nie mehr wiederfinden werdet. Mein Flur ist anders. Betritt man Waldfrieden, stolpert man erst über den Hund, und schon ist man mitten drin, im Chaos, dass ich täglich bekämpfe. Aber ich habe gelernt das Beste aus meinem schmalen Flur rauszuholen. Ich zeige Euch mein kleines Flur-Make-Over plus fünf Tricks, die jeden Flur nur besser machen.
Vier Leute, acht Füsse, acht Schuhe. Das ist die Mindestanzahl an Schuhen, die sich permanent in unserem Flur stapeln. Realistische Angaben liegen bei circa 16-24 Schuhen. Dazu noch Jacken für jede Gelegenheit (Regen, Sonne, Übergang, Wald, Ausgehen und Kategorie "Oll"). Zu dem Kauf eines praktischen, schmalen Schuhschranks konnte ich mich nicht überwinden. Ein Puzzlestück der Lösung für mein Flurproblem sollte dekorativ sein, Stauraum bieten, nicht zu groß sein, aber genug Platz zum Sitzen bieten. Eine Bank später und mein fast DIY-Projekt begann.
CAN'T FIND IT? MAKE IT!
Die Bank (gefunden bei Monoqi.com) kam in "Shabby Chic Weiß". Das ging leider nicht. Viel besser gefällt mir der Farbton Lamp Room Gray in Estate Eggshell von Farrow&Ball. Das passt auch perfekt zu dem vintage Indigo Stoff, den ich mal in Los Angeles entdeckt hatte. Ich strich die Bank, und der Schneider meines Vertrauens bezog ein zugeschnittenes Schaumstoffkissen, dass ich günstig im Internet bestellt hatte, mit dem alten Stoff. Er schaute zwar etwas irritiert, als ich ihm den Stoff mit den vielen Flicken und Löchern hinlegte. Er wollte auch den Rest der Löcher flicken, was ich ihm jedoch ausreden konnte. Der Stoff hat Geschichte, und das darf auch Jeder sehen.
Und das ist das Ergebnis. Ich bin vollends zufrieden. Die Bank passt perfekt, genug Schuhe finden auch Platz. Ihr seht hier selbstverständlich eine dekorative Foto-Schuh-Auswahl. Sonst stehen unzählige, kleine Kinderschuhe doppelreihig im Regal.
Das maßgefertigte Kissen ist nicht nur dekorativ, sondern auch praktisch. Dabei war der Stoff noch der teuerste Posten des Projekts. Fleissige Leser wissen um meine Indigo-Liebe. Dieses kleine Brettchen ist in dieser Ecke des Flurs zwar die einzige Ablagefläche, aber es gibt noch diverse andere Orte, an denen ich temporär etwas abstellen kann. Meine Erfahrung ist: gibst Du dem Chaos einen Raum, dann nimmt es sich auch den Raum und noch mehr. Daher sehe ich aufkommendes Chaos immer als einen Hinweis, doch mal wieder Sachen in die Kleiderschränke zu räumen.
Viel größer durfte die Bank nicht sein. Sie dominiert weder den Flur, noch geht sie dort total unter. Um die Ecke geht der Flur noch weiter und führt zur Hintertür. In diesem Teil des Flurs wird unsere Jackensammlung an Wandhaken verstaut. Eine weitere Einbaubank bietet Platz um Taschen abzustellen. So sind die voluminöseren Dinge aus dem direkten Sichtfeld verbannt. Kunst darf auch im Flur nicht fehlen. Auch laufe ich selbstverständlich nicht mit meinem Cowboyhut durch das Ruhrgebiet, aber er sieht einfach schön aus und erinnert mich an meine wunderbare Zeit auf der Ranch in den Rocky Mountains.
MACH ES DIR NETT
Im besten Fall gibt der Flur bereits den Blick auf die Persönlichkeit des Bewohners Preis. Mögen Sie es eher schlicht? Oder betritt man das Refugium eines Deko-Junkies? Ich behaupte, dass man nach Schritt drei in unser Haus schon erahnen kann, wie wir ticken. Dekoration, Kunst und Spiegel geben jedem Flur-Styling den finalen Schliff. Sie machen den Durchgangsraum erst einladend und persönlich. Zudem vergrößern Wandspiegel die Raumwirkung. Und wer wirft nicht einen letzten Blick in den Spiegel vor Verlassen des Hauses? Das hat mich schon vor so mancher Peinlichkeit bewahrt.
Blumen fehlen eigentlich nie in meinem Flur. Sie bringen, zusammen mit dem wild gemusterten Teppich, ein wenig Farbe. Da unser Haus auch von innen ein Denkmal ist, durfte der holzverkleidete Flur nicht verändert werden. Um den schmalen und mit wenig Fenstern versehenden Flur optisch zu vergrößern, haben wir ihn durchgehend weiß gestrichen und mit einer Kombination von Wandlampen und Deckenlampen bestückt. Farbakzente nehmen dem Ganzen aufkommende Sterilität, obwohl eine Holzverkleidung selten wirklich diesen Effekt hat.
Meine FÜNF GOLDENEN TIPPS für den Flur
1 >>> TRAU DICH
Ein knallbunter Teppich? Eine riesige Zimmerpflanze? Ein pinke Tür? Warum nicht! Alles was signalisiert: "Hier wohnen echte Menschen" ist herzlich willkommen. Außerdem bringen Textilien und Pflanzen Wärme, Gemütlichkeit und Flair.
2 >>> SPIEGEL
Besonders kleine und dunkle Flure profitieren von einem Spiegel. Das Licht wird automatisch in dunkle Winkel geworfen, wo die Lampen nicht hinkommen. Aber auch großzügige Eingangsräume vertragen einen Spiegel.
3 >>> STAURAUM
Daran denkt man als erstes. Wohin mit dem Kram? Eine Garderobe aus einem Guss von der Decke bis zum Boden ist nicht mehr so zeitgemäß. Passender sind Kombinationen aus Wandhaken, Regalen, Konsolen, Bänken oder Boxen. Die Kombinationsmöglichkeiten sind da unendlich. Und es muss auch nicht alles perfekt zueinander passen. Es sollte eine Ablagefläche für Post/Schlüssel/Einkäufe vorhanden sein, die Schuhe brauchen Ihren Platz und die Jacke findet Ihren Weg an die Wand. Schlicht und total praktisch finde ich die Lösung unten, die ich auf einem finnischen Blog gefunden habe. Leider kann ich kein Finnisch, aber es handelt sich wohl um ein DIY Projekt aus Spanplatten.
4 >>> LICHT
Ein aufkommender Trend im Flurdesign sind dramatisch dunkle Wandfarben. Kann auch sehr spannend sein. Aber auch in solch einem Fall braucht man Licht. Sonst landet man schneller auf dem Boden, als einem lieb ist. Also sorgt für die richtige Beleuchtung. Für einen langen, schmalen Flur (wie unser Flur) eignen sich besonders gut Wandlampen oder identische Deckenlampen in Abständen. Ein kleiner, quadratischer Flur gewinnt durch eine zentrale Deckenleuchte. Aber bitte nehmt Euch kein Beispiel an Bürobeleuchtung. Es sollte angenehm, warmes Licht sein. Wie wäre es mit einer Lichterkette? Dann ist immer ein bisschen Weihnachten.
5 >>> ACCESSOIRES
Ist das nicht ein Traum-Eingang? Ja, er mag ein wenig unrealistisch sein. Wo stehen denn die Schuhe? Und wo hängen die Jacken?, werdet Ihr Euch jetzt fragen. Aber das muss ja nicht unbedingt das Erste sein, was man zu Gesicht bekommt. Ich mag besonders die Kombination der vielen Accessoires. Es ist ein richtig schönes Ensemble von frischen Blumen, Kunst, der Bank mit Kissen, einer beeindruckenden Lampe und selbstverständlich der tolle Boden, die blaue Wandfarbe und das schöne Fenster. Ich mache mir gerne die Mühe, meinen Flur vom täglichen Chaos zu beseitigen und den Raum mit einigen Details einladend und gemütlich zu gestalten. Für mich hört der Spass oft auf, wenn ich die Türe aufschließe und ich werde anstatt von "gut gelaunten" Kindern von einem Berg von Taschen, Schuhen und Jacken begrüßt. Gerne steht auch das Altpapier vor meinen Füssen als Erinnerung, dass es mal wieder Zeit ist für den Containergang. Ich werde weiter kämpfen!
PS: Noch mehr Flurinspirationen findet Ihr auf meinem Pinterest Board Entryway / Flur